Freitag, 5. Januar 2018

REZENSION: Kleine große Schritte von Jodi Picoult


Eckdaten

Erscheinungsdatum: 02.10.2017
Verlag: C. Bertelsmann
Seitenzahl: 584
Preis: 20€

REZENSIONSEXEMPLAR

 

 

 

 

 

Cover

Fangen wir doch erst einmal mit dem Äußerlichen des Buches an. Das Buch besitzt einen Umschlag aus Papier (den ich, wie ich gerade gesehen habe, schon leicht ramponiert habe...). Der Hintergrund des Covers ist rosa/lila und darauf sind rosane Blüten mit dunkelgrünen Stängeln zu sehen. Außerdem zieren goldene Punkte das Cover. Das Buch an sich ist schlicht, in grün gehalten.
Ich finde das Cover wunderschön!

Inhalt

Dem Klappentext kann man ja schon entnehmen, was einem ungefähr in diesem Buch erwartet. Es geht um Ruth. Eine schwarze Krankenschwester, dem der Kontakt bzw. die Pflege eines Kindes verweigert wird, einfach WEIL sie schwarz ist.
Kurz darauf ist sie jedoch mit dem Kind alleine. Alle anderen diensthabenden Krankenschwestern werden zu einem Notfall gerufen. Dem Kind geht es jedoch plötzlich schlecht und Ruth weiß nicht was sie tun soll... helfen und damit ihren Job riskieren? oder das Kind womöglich sterben lassen?. Sie entscheidet sich zu helfen, doch trotzdem schafft es das Kind nicht. Die Familie macht sie für den Tod verantwortlich.
Ruth wird verhaftet und wegen Mord und fahrlässiger Tötung vor Gericht gestellt. Sie lernt Kennedy kennen, ihre Pflichtverteidigerin. Kennedy lässt der Fall von Ruth nicht mehr los und tut alles in ihrer Macht stehende um ihr zu helfen. Allerdings ist für sie eins von vornherein klar... das Thema Rassismus hat mit dem Fall nichts zu tun...
Ein nervenaufreibender Prozess beginnt, der jedoch einige intressante Wendungen mit sich bringt!

Meine Meinung

Charaktere

Die Geschehnisse werden von drei Personen geschildert.
Einmal von Ruth Jefferson, der angeklagten Krankenschwester. Ruth war mir gleich sehr sympathisch. Sie ist so eine ruhige und liebenswürdige Persönlichkeit und ist gleichzeitig keineswegs schwach. Aufgrund ihrer Hautfarbe gerät sie im Laufe ihres Lebens immer wieder in Situationen, die uns als weißer Person nicht wiederfahren würden. Dennoch verhält sie sich "mehr weiß als schwarz", sie passt sich an und führt ein gutes Leben. Doch im Laufe der Geschichte beginnt sie immer mehr an sich zu zweifeln und an alljenen in ihrer Umgebung. Gefühle, die sie in verschlossen sich trug, bahnen sich ihren Weg an die Oberfläche und ihr wird sich dem Rassismus immer bewusster.
Dann gibt es da noch Turk Bauer. Er ist der Vater des verstorbenen Kindes und ein Rechtsradikaler. Bevor ich überhaupt über seine Sicht der Dinge gelesen habe, war Turk mir unsympathisch. Ich meine jeder hat in irgendeiner Weise Vorurteile gegenüber anderen, aber Gewalt und Diskriminierung jeglicher Art sind mir ein Graus. Umso perplexer war ich als sich herausstellte, dass Turk nicht von grundauf ein komplettes Arschloch ist. Gegenüber seiner Familie ist er total liebevoll und fürsorglich. Turk ist das, was man aus ihm gemacht hat. Ein Produkt, welches einer ominösen Erziehung entwachsen ist. Er tritt für das ein an das er glaubt (ob es nun richtig ist oder nicht) und würde alles für seine Familie tun.
Und zu guter Letzt. Kennedy McQuarrie, die Pflichtverteidigerin. Eine Frau mit Mann und Kind, die ihren Beruf liebt und von sich fest überzeugt ist keine Rassistin zu sein. Kennedy ist eine tolle Frau, sie lässt Ruth nicht im Stich und kann Fehler eingestehen. Auch sie wächst im Laufe des Buches über sich hinaus. Mir war Kennedy auf Anhieb sympathisch. Ich mag ihren Humor und wie sie sich nicht sträubt alles zu tun um dafür zu sorgen, dass Ruth für unschuldig befunden wird, selbst wenn sie dafür eine unsichtbare Grenze übertreten muss.


Aufbau des Buches

Der Roman ist in drei Stadien unterteilt. Diese wurden mit Begrifflichkeiten einer Geburt unterteilt, damit zieht Jodi Picoult einen Vergleich zwischen einer Geburt und dem Prozess von Ruth. Im ersten Stadium vorzeitige Wehen und erste Wehen wird beschrieben, wie Ruth zu ihrem Beruf kam und was mit Davis Bauer (dem Kind der Bauers) geschah. Im zweiten Stadium Presswehen geht es dann um den, wie ich behaupten würde, schwierigsten Teil. Der Prozess. Das letzte Stadium Nachgeburt erzählt wie es den Verbliebenen sechs Jahre später geht. Außerdem wird pro Kapitel die Sicht auf die dinge geändert, da immer einer der Protagonisten aus seiner Ansicht berichtet.
Ich mag die Aufteilung des Buches und insbesondere den Vergleich mit der Geburt. Allerdings fand ich die Kapitel häufig zu lang. Ich mag es wenn die Kapitel kürzer sind, ansonsten habe ich das Gefühl mich bis zum nächsten Kapitel quälen zu müssen. Ich mag es nicht mitten im Kapitel zu pausieren.


Inhaltlich

Ich fand das Buch mega gut! Jodi Picoult hat es geschafft einen Roman zu schreiben, der zum Nachdenken anregt. Rassismus begegnet uns täglich und dennoch sprechen wir viel zu selten darüber. Das heißt uns ist vielleicht die falsche Formulierung. Ich meine ich bin weiß und weiß deshalb nicht wie es ist wegen seiner Hautfarbe verurteilt zu werden. Ich war erstaunt als ich laß wie viel Misstrauen und Verachtung auch in der heutigen Zeit farbigen Leuten gegenüber an den Tag gelegt wird. Auch die Tatsache wie viele Rechtsradikale sich unter uns bewegen ohne ihr wahres Gesicht zu zeigen, finde ich erschreckend. Man weiß zwar das es Rechtsradikale gibt, aber der Gedanke dein Nachbar gehöre womöglich zu ihnen ist doch gruselig oder?
Dieses Buch hat hat in mir ein Gefühlchaos hinterlassen. Bin ich in irgendeiner Weise rassistisch ohne es zu wollen? Warum überhaupt existiert Rassismus? Sind wir nicht letztendlich alle nur Menschen?
Ich würde gerne ein Zitat bringen, welches Picoult in ihrem Nachwort schreibt.
[...] So wie der Rassismus Farbige benachteiligt und es ihnen erschwert, in unserer Gesellschaft erfolgreich zu sein, begünstigt es die Weißen und erleichtert ihnen den Erfolg. [...]
S. 581
Vielleicht ist das der Grund weshalb Rassismus weiterhin existiert. Ich finde es ungerecht und falsch. Ich bin froh das Jodi Picoult dieses Buch geschrieben hat! Ich finde es bewundernswert, dass sie sich daran gewagt hat dieses Buch zu schreiben.


Fazit

Dieses Buch ist ein besonderes Buch. Die Thematik ist immer aktuell, denn ich glaube Rassismus wird nicht so schnell verschwinden wie ich es gern hätte... Auch wenn wir schon einen Schritt in die richtige Richtung machen, fehlt doch noch eine ganze Menge.
Es ist mitreißend und emotional. Ich bin froh mich auf das Buch und Thema eingelassen zu haben, denn ich habe viel dazugelernt und dafür danke ich Picoult!
Ich kann es euch nur ans Herz legen es zu lesen. Ich habe nur einen Kritikpunkt, wie oben bereits erwähnt fand ich die Kapitel einfach zu lang. Ansonsten ein rundum gelungenes Buch!!

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